Die variotherme, also die über einen Zyklusverlauf gezielt abgestufte Temperierung des Spritzgießwerkzeugs bringt eine Reihe von Vorteilen für Prozess, Formteiloberfläche, Formteilfestigkeit und Wirtschaftlichkeit: Die vortemperierte Werkzeugwand wird durch die heiße Kunststoffmasse beim Einspritzen auf eine höhere Temperatur erwärmt. Erst nach der Füllung der Kavität setzt die Werkzeugkühlung ein, bis das Formteil die notwendige Entformungstemperatur erreicht hat.
Vorteile der variothermen gegenüber konventioneller Werkzeugtemperierung:
Längere Druckwirkung auch in angussferneren Bereichen
Geringerer Bedarf an Einspritzdruck und Schließkraft
Geringere Eigenspannungen beim Spritzprägen optischer Formteile
Bessere Abformung von Oberflächenstrukturen: Mikro- oder Nanostrukturen, Klavierlack-Oberflächen
Bessere Ausbildung von Oberflächeneffekten: Selbstreinigungseffekte oder Entspiegelung
Homogenere Ausrichtung von Glasfasern in technischen Teilen
Verlängerte Verschweißzeit für Schmelzefronten und reduzierte Bildung von Bindenähten
Geringeres Risiko von Verzug infolge Schwindung
Bessere Maßhaltigkeit und Schuss-zu-Schuss-Konstanz
Keine konstruktiven Änderungen am Spritzgießwerkzeug
Optimierte Zykluszeit durch Kühlung mit tieferer Temperatur